Hofgeschichte

Der „Müllern Hof“ ist das älteste Anwesen in Müden an der Örtze. Das bereits im Jahr 1022 erwähnte Mühlengut wurde im 15. Jahrhundert in den Hof Nr. 1, den „Müllern Hof“ mit der historischen Wassermühle und den Hof Nr. 2, den Martenshof aufgeteilt.

Nachdem der letzte Namensträger Dietrich Müller im 1. Weltkrieg gefallen war, erhielt der Name Springhorn durch Einheirat Einzug in die Familie Müller.

Aufgrund von Rückgängen der Erträge aus der Landwirtschaft begannen Ria und Karsten Springhorn Ende der 70er Jahre die Geschicke des Hofes auf neue Beine zu stellen.

Heute präsentiert sich der Müllern Hof seinen Besuchern aus nah und fern mit einem vielfältigen Angebot aus Bauerncafé, Hofläden und einem Atelier für Möbel und Wohnaccessoires.

In Original-Urkunden aus dem Familienarchiv heißt es:

Wir Georg der Dritte, von Gottes Gnaden König von Großbritanien, Frankreich und Irrland, Beschützer des Glaubens, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen Römischen Reichs Erz- Schatz-Meister und Churfürst pp urkunden und bekennen hiemit: nachdem der Müller Casten Müller zu Müden an der Oertze Amtsvoigtey Hermannsburg um Confirmation eines von dem Herzog Otto zu Braunschweig und Lüneburg im Jahre 1465 seinen, des Dupplicanten, Vorfahren wegen der Mühlengerechtigkeit auf der Oertze ertheilten Regnadigungs-Briefes, welcher nach dem von dem Dupplicanten producirten Original von Wort zu Wort also lautet:

Wir Otto vom Gottes Gnaden, zu Braunschweig und Lüneburg Herzog, bekennen offenbar in diesem Briefe, für uns, unsere Erben und Nachkommen, daß wir Diederich und Lüdeken von Miden, Gebrüder, unsere Diener und Knechte, um mannigfaltigen getreuen Dienstes willen, den sie uns und unserer Herrschaft, oft und viel gethan haben, und sie ferner mehr wohl thun können und mögen, begnadiget und zugesagthaben, begnadigen und sagen ihnen zu, gegenwärtig, in und mit Macht dieses unseres Briefes, also, daß wir niemand Erbmühlen auf unserem freyen Wasser, der Oertze, oder auf anderen Flüssen rings umher, wie man die benennen mag, eine Meile Weges nahe (in der Nähe) ihrer Mühlen, auf derselben Oertze belegen, nimmermehr zu bauen, oder anzulegen, verstatten, nach erlauben sollen und wollen; wenen (welchen) und wem aber wir oder unsere Vorfahren vor Gebung (Ertheilung) dieses unseres Briefes, auf demselben Wasser Mühlen zu bauen, oder anzulegen, erlaubt hätten, denen oder dem soll sothane unsere Begnadigung und Zusage unschädlich seyn, sondern sie sollen alle damit ney voller Macht seyn und bleiben.

Des zum Bekenntnis haben wir unser Insiegel wissentlich an diesen Brief hängen heißen (lassen). Nach Christi, unseres Herren Geburt Vierzehnhundert, darnach im fünf und sechzichsten Jahre, am Sonnabende Sanct Clemens Tage.

Hermann Müller, Vater des letzten Namensträgers Dietrich Müller

Im Nachruf zum Tode Hermann Müllers im Jahre 1935 steht geschrieben:

Am Donnerstag abend starb der älteste männliche Einwohner unseres Ortes, der Altenteiler Hof- und Mühlenbesitzer Hermann Müller, im fast vollendeten 91. Lebensjahre. Mit ihm ist der letzte männliche Sproß eines sehr alten niedersächsischen Geschlechts von uns geschieden. Der einzige Sohn, der menschlichem Ermessen nach dazu berufen war, die lange Reihe der männlichen Erben fortzuführen, starb den Heldentod im Weltkriege. Hermann Müller konnte seinen Stammbaum in direkter männlicher Linie aus Familienchroniken bis zum Jahre 1417 nachweisen. Höchstwahrscheinlich reicht derselbe aber noch Jahrhunderte weiter zurück, bis zur Zeit Heinrichs des Löwen. Es ist anzunehmen, daß Müllers Vorfahren Nachfolger des hier ansässigen und von Heinrich den Löwen in Mecklenburg angesiedelten Adelsgeschlechts „von Oertzen“ würden. Der verstorbene übernahm sein väterliches Erbe im Jahre 1871 und hat es über ein halbes Jahrhundert in mustergültiger, kluger Weise verwaltet und gemehrt.

Er war ein sparsamer Haushalter, auch im Kleinsten genau und brachte es bald zu gesichertem Wohlstand. Seine reichen Mittel gestatteten es ihm, Vorwärtsstrebenden zu helfen. Er tat es gern und oft in uneigennütziger Weise und schenkte Vertrauen. Wort und Handschlag genügten ihm. Sein lauterer Charakter, sein vornehmes Wesen, seine vielseitige Begabung, die Gabe klarer, freier, überzeugender, oft mit feinem Humor gewürzter Rede brachten ihm manche Würde und Bürde. Jahrzehntelang war er Gemeindevorsteher. In Gemeindeversammlungen ging es durchweg nach seinem Rat, Wunsch und Willen.

Er war ferner Mitglied des Kirchenvorstandes, des Schulvorstandes, des Hermannsburger Missionsausschusses, des Kreisausschusses und des Provinziallandtages. Ueberall besaß er solches Gewicht und Ansehen, daß sein Rat ausschlaggebend war. Sein Wesen als Mensch und Christ kennzeichnet am klarsten das Wort „Treue“. Von mancherlei anderen vorbildlichen Eigenschaften seien sein Mit und sein entschlossenes Handeln in Verfahren erwähnt.

Als am 15. Mai 1899 infolge eines Wolkenbruches seiner Mühle der Einsturz drohte, ritt er in dunkler Nacht, Gott und dem Instinkte seines braven Pferdes vertrauend, durch die den Steindamm und die Oertzebrücke überfluteten Wassermassen, erreichte glücklich die Mühle, öffnete den andrängenden Fluten den Durchlaß und vollendete in gefahrvoller Arbeit des Rettungswerk.

Schwere Verluste, die auch ihm in seiner Familie nicht erspart blieben, ertrug er mit Geduld und Standhaftigkeit. Die Gottesdienste versäumte er nie und noch in den letzten Monaten seines Lebens, als sein einst so überaus gesunder und kräftiger Körper die Last der Jahre kaum noch tragen konnte, ließ er sich im Rollstuhl ins Gotteshaus bringen. Ein Mann echter niedersächsischer Eigenart, fest, zäh und stark wie die Eichen seines alten Hofes, ist er heimgegangen.